Bildung und Wohnen sind zwei grundlegende Säulen des urbanen Lebens, insbesondere in einer pulsierenden Metropole wie München. Als Bürgermeisterin der Stadt München steht Frau Verena Dietl an vorderster Front, um diese wichtigen Themen anzugehen. In diesem exklusiven Interview teilt Frau Dietl ihre Einsichten zu den Herausforderungen, denen sich München gegenübersieht, den ergriffenen Maßnahmen und wie junge Fachkräfte aktiv zu positiven Veränderungen beitragen können. Dieser Artikel beleuchtet die Bemühungen der Stadt, allen Bewohner*innen eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen, insbesondere angesichts steigender Lebenshaltungskosten und der zunehmenden Nachfrage nach Bildungs- und Wohninfrastruktur.
Frau Dietl, könnten Sie Ihre Sicht auf die gegenwärtige Lage im Bereich Bildungs- und
Wohnungsfragen in München mit uns teilen?
Welche Herausforderungen sehen Sie in der Verknüpfung von Bildungs- und Wohnungsfragen und
wie können diese angegangen werden?
"München gehört zu den beliebtesten Städten in Deutschland - jede*r Münchner*in weiß, warum. Die Lage auf dem Münchner Wohnungsmarkt ist jedoch bereits seit Jahren angespannt und der Ukrainekrieg, die Inflation und die Energiekrise wirken sich über deutlich höhere Baukosten, gestiegene Bauzinsen und Verzögerungen durch Materialknappheit zusätzlich negativ darauf aus. Wir sind uns darüber im Klaren, dass Lebensqualität in München in hohem Maße von der persönlichen Wohnsituation abhängt und dass die Versorgung mit angemessenem und bezahlbarem Wohnraum eine Grundvoraussetzung für die soziale Teilhabe an der Stadtgesellschaft ist. Auch wenn die Digitalisierung neue, ortsunabhängige Lehr-/Lernformate ermöglicht, bleibt der Wohnort ein relevanter Faktor für die Teilhabe an Bildungs-, Kultur-, und Sportangeboten. Um diese Teilhabe auch einkommensschwachen Haushalten zu ermöglichen, nimmt die Stadt gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen besondere Versorgungsaufgaben wahr. Dazu zählen auch junge Erwachsene, die in der Ausbildung sind.
Meine Verantwortung als Bürgermeisterin ist, allen Bürger*innen unserer Stadt den gleichen Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe zu ermöglichen. Das betrifft nicht nur den Anspruch auf bezahlbaren Wohnraum, sondern auch den Anspruch auf Bildungsgerechtigkeit sowie auf Kinderbetreuung."
Welche konkreten Maßnahmen werden von der Landeshauptstadt München ergriffen, um die
Situation in Bezug auf Bildungs- und Wohnungsfragen zu verbessern?
Gibt es spezielle Initiativen oder Programme, die von der Landeshauptstadt München ins Leben
gerufen wurden, um in diesem Bereich positive Veränderungen zu bewirken?
"Bildung und Wohnraum sind zwei zentrale Handlungsfelder der Landeshauptstadt.
Mit dem wohnungspolitischen Handlungsprogramm „Wohnen in München VII“ reagiert die Stadt München auf die neuesten Entwicklungen auf dem Münchner Wohnungsmarkt und verfolgt den Anspruch, bezahlbare Wohnungen zu schaffen und zu sichern. Mit der siebten Weiterentwicklung des Programms hat der Stadtrat im Dezember 2022 die städtischen Finanzmittel für den Wohnungsbau noch einmal deutlich angehoben und mit einem Volumen von mehr als 2 Mrd. Euro das deutschlandweit größte Wohnungsbauprogramm für die Jahre 2023-2028 aufgesetzt.
Zudem wurde im Jahr 2019 der „Konzeptionelle Mietwohnungsbau“ (KMB) angepasst und fortgeschrieben. Es wurde entschieden, dass mindestens 60 Prozent der KMB-Wohnungen zielgruppenorientiert zu belegen sind. Eine dieser Zielgruppen sind Beschäftigte in Mangelberufen aus der öffentlichen Daseinsvorsorge oder der freien Wohlfahrtspflege.
Des Weiteren gibt es Projekte wie das im Jahr 2022 gegründete Azubiwerk oder das Modellvorhaben „Junges Wohnen“, mit welchen die Lebens- und Ausbildungsbedingungen Auszubildender und junger Berufsanfänger dauerhaft verbessert werden sollen. Dies ist von enormer Bedeutung, da bezahlbarer Wohnraum ein entscheidender Faktor ist, damit München ein überregional attraktiver Ausbildungsstandort bleibt. Nur so kann dem immer wieder beklagtem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.
München stemmt zudem mit insgesamt 8,36 Milliarden Euro die größte kommunale Bauoffensive für Schulen, Kindergärten und Sportanlagen in Deutschland. Neben dem Bau von Gymnasien, Realschulen, Beruflichen Schulzentren, Grundschulen, Fachoberschulen, Kindertagesstätten, Sportanlagen und Pavillonanlagen stehen zahlreiche Erweiterungen und Sanierungen von bestehenden Schul- und Kita-Gebäuden an."
Wie können junge Fachkräfte wie ich aktiv dazu beitragen, positive Auswirkungen in den Bereichen
Bildungs- und Wohnungsfragen zu erzielen?
"Junge Menschen können aus eigener Kraft durch Engagement und gegenseitige Vernetzung positive Entwicklungen erreichen. Erst dieses Jahr wurde ein Hearing zur aktuellen Wohnsituation junger Menschen in München und Möglichkeiten zur Entspannung der Lage durchgeführt. Dabei wurde jungen Menschen eine Stimme gegeben, um ihre Wünsche und Belange selbstständig gegenüber Politik und Verwaltung zu vertreten."
Könnten Sie uns Einblicke geben, wie die Landeshauptstadt München die Zusammenarbeit
zwischen Bildungseinrichtungen und Wohnungsinitiativen fördert?
"Die Stadt München fördert vielseits die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und Wohnungsinitiativen. So soll beispielsweise auch das oben bereits erwähnte Azubiwerk die Vernetzung der bestehenden Angebote der Beratung und Unterstützung Auszubildender weiter verbessern. Bereits im Projekt zur Erarbeitung der Grundlagen für die Arbeit des Azubiwerks ist es gelungen über 70 Vertreter*innen der beteiligten Referate der LHM, der Interessenvertretungen Auszubildender und freier Träger von Angeboten für Auszubildende einzubeziehen."